Im letzten Jahr noch in den ersten Wochen der Vereinsmitgliedschaft beim RCB, in diesem Jahr schon eine Weile voll dabei und daher auch mit Bericht aus der Renngemeinschaft:
Der Elfsteden Roeimarathon ist für Außenstehende sicherlich eine sehr merkwürdige Veranstaltung:
- Wer rudert denn freiwillig 208 km? – Na gut, in einer Staffel mit 12 Personen sieht das ganze schon deutlich machbarer aus, ist aber immer noch nicht im Handumdrehen erledigt, sondern dauert… einige Stunden (später mehr). In allen Staffelklassen ist das Boot der Staffelstab und die Mannschaft darf so oft getauscht werden, wie man möchte.
- Aber passt das an einen Tag? Zwischen Sonnenauf- und Untergang wird es auch dieses Jahr mit spät liegendem Himmelfahrtswochenende noch nichts, also wird um 20 Uhr gestartet.
- Was, die Nacht wird rudernd durchgemacht? – Ja, dieses Jahr haben sich 98 Teams gedacht, das ist eine gute Idee und damit herzlich willkommen beim Elfsteden Roeimarathon!
Wie jedes Jahr am Himmelfahrtswochenende stehen die 208 km durch die 11 friesischen Städte in den Niederlanden auf dem Programm. Nachempfunden nach dem traditionellen Eislaufrennen was die Strecke und deren Führung angeht. Start, Ziel und Passierpunkt ca. um Mitternacht ist Leeuwarden, dieses Jahr zum 39. Mal bereits.
Gestartet wird in Teams zu 12, 6 oder 3 Personen und alle nutzen einen C-Gig-Zweier mit Steuerperson. Bei den 12er Teams wird weiterhin in offene Klasse, Mixed, Frauen und Tour (ohne Zeitdruck außer den für alle geltenden 24 Stunden) unterschieden. Damit es nicht langweilig wird, haben wir im Telefonboot uns für den Start in der Mixed-Wertung entschieden. (eine Frau und ein Mann rudern zu jeder Zeit)
„Das Telefonboot“ – hier wird nicht nur wegen der Geschlechterverteilung in der Mixed-Klasse gestartet, sondern wir sind auch eine bunte Mischung aus 8(!) verschiedenen Vereinen und der RCB stellt mit zwei Mannschaftsmitgliedern, Sabrina und Torben, nicht nur als einer von 4 Vereinen zwei Personen, sondern auch die Teamleitung. Wir sind also gut vertreten in einer Mischung von Bergedorf bis Toulon (Frankreich). Außerdem Vertreten: RC Süderelbe, Bremer RV v. 1882, Wolfsburger RC, Mühlheimer Wassersport, Kölner Club f. Wassersport, GTRV Neuwied
Der Name Telefonboot ist nun vielleicht bereits verständlich, denn die kürzeste Autofahrstrecke an allen Bootshäusern vorbei beträgt knapp 1900 km!
Aber wir telefonieren uns ja nicht irgendwen ins Boot, schließlich kennt man sich in der Marathon-Ruderszene und wir haben in den letzten Jahren diverse Gleichgesinnte gesammelt. Aus dem letzten Jahr haben wir in 2025 immerhin den Sieg in der Mixed-Wertung zu verteidigen. 🙂
Kurz nach dem Jahreswechsel begonnen die Planungen und Ende März wurde dann genau ein Mal telefoniert. Die Planungen liefen heiß und von Boot über Landfahrzeuge, Zelten und Sonderausstattung wurde vieles zusammengetragen. In den letzten Tagen und Wochen wurde noch eine neue Bootselektrik aufgebaut, denn der Satz der letzten Jahre stand uns nicht mehr zur Verfügung. So etwas ist auch immer eine Gelegenheit, Dinge, die man schon lange Verbessern wollte, umzusetzen: Herzlich willkommen neues Provisorium, du hast dich bereits gut bewährt und darfst bleiben!
Am Himmelfahrtstag wurde es dann ernst und wir reisten aus allen Himmelsrichtungen in die Niederlande zum gemeinsamen Rudern. Ein Teil der Leute nahm das Boot in Bremen an den Haken, die andere Hälfte traf sich in Köln. Ein paar Ruderer kannten sich oder die Veranstaltung noch nicht, aber das gab sich schnell und es war niemand überrascht. Angekommen im Dauerregen wurde zunächst das große Gruppenzelt aufgebaut, denn ich kann sagen, letztes Jahr haben wir uns sehr über einen richtigen Kühlschrank gefreut, aber dieses Jahr hat ihm ein Riggerzelt eindeutig den Rang abgelaufen. Es gibt wenig besseres bei einer Regatta als das Boot beim ca. eine Stunde dauernden Aufriggern im trockenen liegen zu haben! – Sehr empfehlenswert!
Nach einem gemeinsamen Abend ging es am nächsten Tag vom Campingplatz wenige Kilometer weiter zum ausrichtenden Ruderverein „Wetterwille“, wo gemeinsames Boot einstellen anstand. Wieso gemeinsam, das kann doch jeder für sich alleine? Mit nichten, wenn es darum geht, dass eine 1,8 m und eine 2 m große Person auf die selbe Einstellung passen sollen. Bei den Damen war die Größenspanne glücklicherweise kleiner und wir konnten für beide Ruderplätze eine Einstellung finden, bei der niemand umstellen muss! – Das spart im Rennen noch mehr Zeit als jede Form der Schnellversteller. 😉 Nach ausgiebigem Wechseltraining sind wir mit erfolgreichem Durchlaufen der Sicherheitskontrolle für das Boot zum Nudelessen vor dem Rennen noch einmal auf den Campingplatz zurückgekehrt.
Nun hieß es persönliche Sachen packen, alles für bis zu 20 Stunden und 12 Personen in einen VW-Bus verfrachten und ab an den Start (sich auf der Obleutebesprechung über kurzfristige Regeländerungen zu erschrecken nicht zu vergessen).
Mit Startnummer 2 durften wir um kurz nach 20 Uhr losfahren und auch wenn man vorne vor dem Feld dem großen Getümmel entgeht, ist es nicht weniger langweilig, denn hier alle haben den Anspruch, sich nicht überholen zu lassen und als Mixed-Boot haben wir gut zu kämpfen gehabt und es dennoch für ca. 6,5 Stunden und 80 km halten können.
Mitten in der Nacht hat uns leider ein Skullschaden gebremst und wir mussten die Nummer 4 passieren lassen. Trotz teilweise extrem dichten Nebels (Sichtweiten kann man im Bereich einzelner Bootslängen bemessen) sind wir gut durch die Nacht gekommen und hatten unseren Konkurrenten um die Gesamtplatzierung nun durchgehend vor uns im Bereich unter 5 Minuten.
Unterwegs zeigte sich an einigen Stellen die gesammelte Erfahrung aus teilweise über 6 Teilnahmen einzelner Ruderer. So kam es vor, dass wir von dem vor uns fahrenden Team mehrfach für die unaufgeregten und dennoch schnellen Wechsel gelobt wurden. Auf den schwierigen Etappen konnten wir auf das Steuerkönnen verschiedener Personen, insbesondere aber von Sabrina (¾ der Strecke durch ihre noch in Auskurierung befindliche Verletzung), bauen und hier immer wieder Zeit aufholen, die die Männermannschaft vor uns mit mehr Watt auf freier Strecke abnehmen konnte.
Letztlich sind gemeinsam zufrieden mit einem langen Rennen nach 18 Stunden und 32 Minuten ins Ziel gekommen auf Gesamtplatz 3 und mit verteidigtem Titel der Mixed-Wertung!
Mission erfolgreich. Wir können auflegen.
Natürlich steht noch Abriggern, Aufräumen, einen netten Abend verbringen und dann die Heimreise am Sonntag an.
Wir blicken auf eine wieder einmal tolle Fahrt zurück und aus Sicht unserer Organisation und Fahrtenleitung bin ich mir recht sicher, dass die meisten nicht das letzte Mal dabei waren! Zum 40. Jubiläum 2026 werden wir wieder da sein. 🙂
Ein Bericht von Torben Glindemann
Hinweis: Dieser Bericht geht nur auf die Renngemeinschaft ein. Unabhängig davon war auch ein (fast) reines Vereinsteam des RCB dabei, dessen Leistung nicht vergessen werden soll, aber in einem eigenen Bericht veröffentlicht wird. – Auf Gesamtplatz 25 von 91 gewerteten Teams mit 20:54 h Fahrtzeit ist es zumindest vorzeigbar.