Vom 8. bis 10. Oktober war ich mit meiner Coastal-Renngemeinschaft bei der Europameisterschaft im Coastal Rowing in Antalya (Türkei) am Start.
Gemeinsam mit Franziska Kösling (Bremerhavener RV von 1889), Tessa Kuhn (Bremer RC Hansa), Johanna-Luise Kanwisch (Akademischer RV Kiel)
und Jakob Michalski (RG München 1972) traten wir im Frauen-Vierer mit Steuerperson (CCW4x+) für Deutschland, in der Kategorie Endurance Race an,
also dem Langstreckenrennen des Coastal Rowing.
Im Gegensatz zu den anschließenden Beach Sprints, die direkt vom Strand aus starten und nur wenige Hundert Meter lang sind, führt das Endurance Race über mehrere Kilometer auf offenem Meer mit hohen Wellen, starken Strömungen und engen Bojen Wenden.
Ein stürmischer Start
Die Vorbereitung in Antalya war eine echte Herausforderung. Am ersten Tag mussten alle Trainingseinheiten wegen starken Windes, hoher Wellen und Gewitter abgesagt werden, zudem war nicht klar, ob das gemietete Material von Concept2 rechtzeitig aus dem Zoll rauskommt. Somit hieß es einen der begehrten 30 Minuten Ergo-Slots zu ergattern, um etwas in Bewegung zu bleiben. Zusätzlich suchten wir uns in der Nähe ein Fitnessstudio, wo wir zufällig zusammen mit dem italienischen Team sporteln konnten. Doch auch am zweiten Tag durften wir nicht mit den Booten aufs Wasser. Immerhin waren die Skulls von Concept2 endlich da. Selbst die geplanten Vorläufe wurden gestrichen. Der Zeitplan wurde komplett überarbeitet: Bei allen Rennen mit 20 oder weniger Booten entfielen die Vorläufe, und die Teams fuhren direkt das Finale.
In unserer Bootsklasse waren jedoch 21 Teams gemeldet, sodass zwei Vorläufe ausgetragen wurden, um die Teilnehmenden für das A-Finale zu ermitteln.
Der Vorlauf über 4 Kilometer

Die Bedingungen am Donnerstag waren extrem: starker Wellengang, hohe Brandung und kräftiger Wind machten das Einsteigen vom Strand aus zu einem echten Abenteuer, ein Steg
wie sonst üblich ist nämlich nicht vorhanden. Einige Crews kenterten schon vor dem Start oder erlitten Materialschäden. Uns gelang ein sicherer Einstieg, und wir konnten die Euphorie direkt
mit auf die Strecke nehmen.
Im ersten Vorlauf traten 11 Boote gegeneinander an, im zweiten Lauf mit dem zweiten deutschen Team waren es 10 Boote. Nur die neun schnellsten Boote qualifizierten sich für das A-Finale. Wir fanden schnell unseren Rhythmus, hielten das Tempo hoch und konnten uns mit einem starken 5. Platz souverän den Einzug ins A-Finale sichern, eine tolle Leistung nach dem schwierigen Auftakt!
Das A-Finale über 6 Kilometer
Am Freitag stand dann das A-Finale mit 18 Booten an. Die See war etwas ruhiger, doch die Hitze machte die Bedingungen weiterhin anspruchsvoll. Der Start erfolgte wie gewohnt direkt auf dem Wasser. Jakob, unser Steuermann, brachte uns sicher in Position, während er das Boot geschickt aus den größten Gerangeln heraushielt.

An der Anfangs Boje, ca. 500m nach dem Start, wurde es nochmal eng, die Kämpfe um die beste Linie waren intensiv. Auf dem darauf folgenden 2-Kilometer-Abschnitt konnten wir die Wellen gut nutzen und surften an einigen Booten vorbei. Das Wellenreiten bringt einen sehr schnell weit nach vorne mit weniger Kraftaufwand, dafür mit deutlich höherer Schlagzahl. Ein sehr surreales Erlebnis in einem Ruderboot. Auf dem Rückweg gegen die Wellen mussten wir dann noch einmal alles geben. Hier verloren wir leider an Metern zum führenden Feld. Zudem kämpften wir etwas mit den Motorboot Wellen vom Begleitboot. Die sind auch auf offenen Gewässer sehr lästig. Mit einigen dicken Schlägen konnten wir uns jedoch vom Verfolgerfeld absetzen und nochmal ordentlich auf das Boot aus Großbritannien vor uns auffahren. Leider siegte hier die gemeinsame Erfahrung der britischen Crew und sie erreichten den Strand vor uns. Mit vollem Einsatz sprang Franzi aus dem Boot und sprintete ins Ziel. Somit schlossen wir die Europameisterschaften mit einem 8. Platz von 21 Booten ab. Unser Ziel, in die Top 10 zu fahren, haben wir damit erreicht. Wir sind unglaublich stolz auf das Ergebnis!

Ein kleiner Schönheitsfehler: Im Livestream wurden wir mit dem zweiten deutschen Boot verwechselt, das Platz vier belegte.
Dankbarkeit und Ausblick
Wir sind unglaublich dankbar für diese Erfahrung und für all die Menschen, die uns auf dem Weg dorthin unterstützt haben. Ein ganz herzliches Dankeschön an alle Spenderinnen und Spender, die unsere Teilnahme bei der EM möglich gemacht haben, ohne euch wären diese Erlebnisse und Ergebnisse nicht denkbar gewesen. Wir freuen uns sehr über den Support und Zuspruch für das Coastal Rowing, besonders da es in Deutschland noch sehr klein ist. Vielen herzlichen Dank!
Nach einer kurzen und intensiven Saison freuen wir uns nun auf eine kleine Pause, in der wir uns kurz ausruhen und sammeln. Denn die Planung für die Saison 2026 hat bereits begonnen. Unser Ziel ist klar: Wir wollen auch im nächsten Jahr wieder international antreten und weiter an der Europäischen-, sowie Weltspitze des Coastal Rowing mitmischen.

v.l.n.r. Katharina Hessenauer (Ersatzfrau), Franziska Kösling (Bug),Sarah-Ann Kronemann (Vorbug), Tessa Kuhn (Schlag Übernahme), Johanna Kanwisch (Schlag) und Steuermann Jakob Michalski
Ein Bericht von Sams


