Härtetest: 80 km über Schlei und Ostsee

Wie fast jedes Jahr ging es auch dieses Jahr für uns nach Schleswig, den Seetiger im Gepäck. „Uns“ heißt in diesem Fall eine Renngemeinschaft aus RC Süderelbe sowie Torben und Sabrina vom RC Bergedorf. Unser Plan: Gemeinsam mit neun weiteren Booten um 6:00 Uhr morgens beim Domschulruderclub Schleswig zu starten, der Schlei bis zur Mündung zu folgen und dann die Ostseeküste entlang rudern, bis wir in der Eckernförder Bucht beim Eckernförder Ruderclub ankommen.

Der Name der Veranstaltung „Härtetest“ ergibt sich aus der 80 km langen Strecke, die es ohne Strömung zurückzulegen gilt sowie teils rasch wechselnde Bedingungen. Eine hohe Dünung bei der Schleimündung ist oft zu erwarten. Dazu reger Motorboot- und Segelbootverkehr, der ebenfalls hohe Wellen verursachen kann. Auf der Ostsee braucht es nicht viel Wind, um auf dem offenen Gewässer große Wellen aufbauen zu können. Auch Nebel, bei dem die Steuerperson die Person im Bug nicht mehr sah, hatten wir schon. Wir waren also gespannt, was dieses Jahr passieren würde. Los ging der Tag mit recht glattem Wasser. An den breiteren Stellen der Schlei gab es erste Wellen, aber wer es darauf angelegt hätte, wäre dort noch mit einem Rennboot durchgekommen. Dazu Wind aus West – auf der Schlei wunderbarer Schiebewind und auf der Ostsee eine eher günstige Windrichtung, da ablandiger Wind kaum eine Chance hat, eine große Welle an der Küste aufzubauen. Auch in Schleimünde war das Wasser nicht glatt, aber im Vergleich zu anderen Jahren ruhig. Erstaunlich wenig andere Boote wollten auf die Ostsee hinausfahren. Wir vermuteten, dass es an den vielen Schauern läge, von denen eine Wolke auch direkt vor uns hing. Bisher waren wir nicht durch Regen nass geworden und auch die gesichtete Wolke zog vorüber. Wir freuten uns einige Zeit lang über das türkise Wasser und die nächste Regenwolke, die sich in Sichtweite über unserem Heck befand. Diese Wolke würde uns mit der bestehenden Windrichtung nicht mehr treffen.

Aber es gab noch weitere Wolken. Allmählich drehte der Wind auf Süd-West und eine riesige schwarze Wand zog vor uns auf. Der Wind frischte auf und der zuvor so gut laufende Seetiger wurde durch immer höhere Wellen ausgebremst. Zudem begann der Regen. Innerhalb von Sekunden waren alle durchnässt. Was die Ruderer nur mäßig störte, ließ den Steuermann auf Dauer sehr zittern. Langsam wurde das Wasser im Boot mehr. Immer öfter brachen Wellen über die Ausleger ins Boot und der Regen füllte das Boot weiter. Also Lenzklappen auf und weiter rudern, damit die Lenzklappen auch funktionieren können. Der Regen wurde weniger, die Wellen dafür mehr. Mittlerweile fuhren wir auch in den Süd-Westen und der Wind kam direkt von vorne. Der Vollwaschgang begann. Während der Steuermann versucht, möglichst senkrecht in die Wellen hineinzustechen und nur eine geringe Ladung Wasser auf den Schoß geklatscht zu bekommen, musste die Bugperson als menschlicher Wellenbrecher herhalten und durfte so mache Höhenmeter zurücklegen. Wir waren zwar mit Bugabdeckung und Wellenbrecher unterwegs, aber angesichts der Welle war das… etwas lächerlich. Kurzzeitig saß die Steuerperson auf ihrem Sitz und im Wasser gleichzeitig, aber der Seetiger biss sich tapfer durch. Mit Erreichen der Eckernförder Bucht wurden die Wellen weniger, sodass ein etwas zügigeres Vorankommen wieder möglich wurde. Um 13:42 erreichten wir als erstes Boot das Ziel. Eine gründliche Dusche mit Süßwasser für den Seetiger, sämtliches Material und uns stand noch auf dem Programm, bevor es zum kulinarischen Teil des Tages überging. Die Mitglieder des Eckernförder Ruderclubs hatten wie jedes Jahr ein umfangreiches Buffet aus selbstgemachten Salaten und Kuchen zusammengestellt, dazu gab es jede Menge Grillgut. Vollgefressen, erschöpft, aber zufrieden machten wir uns anschließend auf den Heimweg.